In Mattighofen hagelt es am Fließband schlechte Nachrichten. Nachdem zuletzt bekannt wurde, dass die Pierer Mobility AG bzw. die dazugehörige KTM AG eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags braucht, geht es immer weiter.
Am Montag wurde klar, die Pierer Industrie AG als Holding geht in ein europäisches Restrukturierungsverfahren, was faktisch den Schritt unter einen Schutzschirm bedeutet. Es geht hier um für Laien schwer zu durchschauende Finanzierungsinstrumente, die die Zahlungsunfähigkeit der Pierer Industrie AG abwenden. Fachleute sprechen von einem vorinsolvenzlichen Schritt nach EU-Recht.
24 Stunden später folgt die nächste Hiobsbotschaft auf dem Fuß. Die KTM AG bereitet als Folge eines Vorstandsbeschlusses ein Sanierungsverfahren in Eigenregie vor. Betroffen sind auch die KTM Components sowie KTM F&E GmbH. Aber nur diese Tochterfirmen. Das gibt die Möglichkeit, das Vermögen unter Aufsicht zu verwalten und die KTM-Gruppe eigenständig zu sanieren.
“Ziel des Verfahrens ist es, innerhalb von 90 Tagen mit den Gläubigern einen Sanierungsplan zu vereinbaren”, schreibt die KTM AG. “Durch eine Redimensionierung der Gruppe soll nicht nur der Bestand der KTM-Gruppe nachhaltig gesichert, sondern auch die Basis geschaffen werden, erstarkt aus dem Verfahren zu kommen.” Ein Gericht muss diesen Plan noch absegnen.
Stefan Pierer, CEO der KTM AG sagt: “Wir sind in den letzten drei Jahrzehnten zu Europas größtem Motorradhersteller gewachsen. Millionen von Motorradfahrern auf der ganzen Welt begeistern wir mit unseren Produkten. Jetzt legen wir einen Boxenstopp für die Zukunft ein. Die Marke KTM ist mein Lebenswerk und dafür kämpfe ich.”
Der ORF meldet weiter, dass eine Redimensionierung der Produktion den Lagerüberbestand bei KTM und den Händlern binnen zweier Jahre anpassen soll. 2025 und 2026 werde die Betriebsleistung deswegen um etwa eine Milliarde Euro sinken. Durch „notwendige Abwertungen“ im Zuge der geplanten Restrukturierung ergebe sich ein „zusätzliches Verlustpotenzial“. Auch schon für 2024 werde „ein negatives Jahresergebnis im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich“ erwartet.
Die Mitarbeiter wurden am heutigen Dienstag in einer Mitarbeiterversammlung informiert. Sie und die gesamte Unternehmensgruppe stehen vor schwierigen Zeiten. Das Sanierungsverfahren wird kaum ohne schmerzhafte Einschnitte über die Bühne gehen. Der sich beständig im Sinkflug befindene Aktienkurs als Stimmungsbarometer ließ schon seit Monaten eine böse Ahnung aufkommen. Nach der Meldung von gestern konnte er sich heute morgen deutlich verbessern, nur um im Tagesverlauf wieder stark nachzugeben.